Fachverband
Mineralwolleindustrie e.V.

Dämmen und Denkmalpflege: Wo es passt und wo nicht

Dr. Ralf-Peter Pinkwart, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Dr. Ralf-Peter Pinkwart, LfD Sachsen
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LfD Sachsen

Dr. Ralf-Peter Pinkwart, LfD Sachsen

Denkmalpflege und Wärmedämmung passen zunächst einmal nicht zusammen. Denkmalpflege will möglichst unverfälscht erhalten, sowohl die Substanz als auch das Erscheinungsbild. Und Wärmedämmung ist ein Mittel zur Ertüchtigung und damit verbunden zur Veränderung und Überformung. Mit Wärmedämmverbundsystemen zugeklebte Häuserfassaden kennt jeder zur Genüge. Als Massenerscheinung zerstören sie in großem Maßstab unsere Stadt- und Dorfbilder und damit unsere Kulturlandschaft.

Aber Denkmalpflege benötigt zur Erhaltung immer auch Nutzung. Ungenutzte oder hinter ihren Nutzungsmöglichkeiten zurückbleibende Altbauten sind nicht zukunftsfähig. Damit lässt sich auf lange Sicht kein Erbe bewahren. So wie sich das Leben immer wieder erneuern, anpassen und verbessern muss, so muss gleichermaßen das bauliche Erbe Veränderungen verkraften. Es kommt demzufolge auch für Denkmalpfleger nicht darauf an, diesen zu widerstehen, sondern sie so intelligent wie möglich, in Abwägung zwischen zu gewinnenden Vorteilen und in Kauf zu nehmenden Belastungen und Risiken zu gestalten.

Denkmäler muss man nicht nur erhalten, sondern auch nutzen

Die Einhaltung eines richtigen, „gesunden“ Maßes steht dabei im Vordergrund. Schon bei nicht denkmalgeschützten Altbauten machen immer stärkere Dämmungen einhergehend mit der einschlägigen Gesetzgebung immer weniger Sinn. Bei Denkmalen muss noch sorgfältiger abgewogen werden, um so viel wie möglich innere Behaglichkeit und Wirtschaftlichkeit im Umgang mit Energie zu bekommen bei gleichzeitig größtmöglicher konstruktiver Sicherheit für den langfristigen Erhalt der Substanz und unbeschädigter Bildhaftigkeit zumindest der wesentlichen und prägenden Oberflächen des Originals.

Bei den Außenwänden, den Fassaden geht der Trend inzwischen hin zur Innendämmung. Seitdem die Bauphysik die Kapillaraktivität entdeckt hat, sind dementsprechend aktive Dämmstoffe in der Lage, hier auftretendes Kondensat oder anderweitiges flüssiges Wasser, zum Beispiel aus Schlagregenbelastung, auch auf die warme Innenseite wieder abtrocknen zu lassen. Sie benötigen keine Dampfsperren mehr, – selbige wären hier sogar kontraproduktiv. Das könnte das langfristige Ende der viel gescholtenen Wärmedämmverbundsysteme bedeuten. Mineralwolle in ihren Ausprägungen als Glas-, Stein- oder Schlackenwolle ist aufgrund ihrer Eigenarten für diesen Einsatz nicht geeignet.

Mineralwolle: Auch bei Denkmälern an der richtigen Stelle unverzichtbar

Aber sie ist dennoch weiterhin unverzichtbar: dort, wo ein Wärmedämm-Verbundsystem, kurz WDVS, keine gestalterische Beeinträchtigung darstellt, weil es entweder so gut gemacht ist, dass es (zumindest auf schlichteren Fassaden) eine gute Figur abgibt oder eben nur auf nachrangigen Oberflächen zum Einsatz kommt und natürlich dort, wo ein zu dämmendes Bauteil nur Wärme-, nicht aber gleichzeitig auch noch Feuchtelast tragen muss und für den Denkmalwert obendrein belanglos ist, also unter Kellerdecken, auf Dachbodendecken unter Kaltdächern, unter hinterlüfteten Brettverschalungen, in hinterlüfteten Dachschrägen etc. Da funktionieren Denkmale nicht viel anders als Nichtdenkmale und da braucht auch der Denkmalschutz die Mineralwolle. Da ist sie bei Denkmalen sogar richtig willkommen.
Da würde sie im übertragenen Sinne sogar den „blauen Engel“ verdienen, der ja auch nicht für „vollständige Unbedenklichkeit“ verliehen wird, sondern für ein bloßes „Mehr an Umweltfreundlichkeit als bei vergleichbaren Produkten“, weil sie in der Gegenüberstellung mit dem aus erschöpflichem Erdöl bestehenden, brennbaren und sehr viel schwieriger zu entsorgenden Schaumpolystyrol eindeutig die Nase vorn hat.

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